Ricardo und sein Freihandelsmodell

Viele Kritiker der theoretischen Ökonomie sind der Auffassung, dass die Aussagen dieser „Wissenschaft“ ziemlich dünn sind. Mit David Ricardos theoretischen Freihandelsmodell  habe ich vor rd. 40 Jahren mein Examen im Nebenfach Volkswirtschaftslehre erfolgreich bestanden. Wir haben uns – soweit unsere Kritikfähigkeit gereicht hat – mit den Annahmen über die verwendeten Kurven gestritten (linear, konkav oder konvex) und sind damals zu keinem tragfähigen Ergebnis gekommen.

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Nun wurde das Theorem von der ‚Anstalt‘ im ZDF aufgegriffen. Mit wenigen gezielten Worten hat die Kabarettistin Anny Hartmann das Modell von David Ricardo, das den Vorteil des Freihandels begründen soll, elegant an die Wand gefahren: Nicht die fragwürdigen Kurvenannahmen machen das Modell verdächtig, nein – die implizit unterstellte Immobilität des Kapitals ist der springende Punkt. Leider habe ich in Gesprächen nach der Sendung feststellen müssen, dass die Zuhörer die Ausführungen zwar verbal verstanden haben, aber die Tragweite für die ökonomische Theorie nicht erkennen können.

Zudem ist David Ricardo (1772 – 1823) nur den gelernten Ökonomen und vielleicht noch den Philosophen bekannt. Ricardo war ein kluger Kopf. Er hat eine Situation beschrieben, die zu seinen Lebzeiten eine gewisse Relevanz besessen haben mag. Die heutige Situation des Freihandels bildet das Modell nicht mehr angemessen ab. Damit ist mit diesem Modell die Vorteilhaftigkeit eines Freihandels nicht mehr darstellbar. Neue und gar bessere Beschreibungen der bestimmenden Zusammenhänge sind mir nicht geläufig.

Mit dieser Aussage sind auch die uns Wählern gerne vorgeführten positiven Effekte eines Freihandelsabkommen nicht mehr aufrecht zu erhalten. TTIP hat sich von selbst erledigt. CETA und vergleichbare Großverträge zugunsten der Konzerne entbehren dadurch jeder wirtschaftlich nachvollziehbaren Begründung. Wenn die Frage aufgeworfen wird, welche ‚bahnbrechenden‘ Vorteile denn durch die Freihandelsabkommen erwartet werden können, so lautet die simple Antwort: Die Ergebnisse solcher Untersuchungen zeigen keinerlei Vorteile auf breiter Basis.

Die einzigen, die von dieser Art Freihandelsabkommen deutlich profitieren, sind die Initiatoren (die Konzerne), weil durch die als Freihandel apostrophierten Regelungen erreicht wird, dass alle nationalen Regeln und Eigenarten aufzulösen sind. Der sich ergebende konsumtive globale Einheitsbrei lässt dann keine Alternativen mehr zu. Die Kosten der Konzerne werden dadurch entlastet (und die Gewinne erhöht), weil individuelle (nationale) Lösungen nicht mehr zugelassen werden. Die Märkte werden dadurch vereinheitlicht und sparen den globalen Playern Geld. Dem Kunden und Verbraucher bleibt nur die Möglichkeit, sich dem ständig reduzierten Einheitsmassenangebot anzupassen.

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