Globalisierung und Donald Trump

Anlässlich des Präsidentenwechsels in den USA sehen viele Kommentatoren die Globalisierung in Gefahr. Sie rühmen dabei die Vorteile der Globalisierung und es werden Argumente verwendet, die die Verwirrung eher fördern als klären. Es mag richtig sein, dass die Öffnung der Welt ein Erfolgsmodell ist. Aber das hat mit der Globalisierung wenig zu tun. Wir erleben hier ein grundlegendes Missverständnis.

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Globalisierung baut auf der Öffnung der Welt und auf dem Freihandel auf. Beides hatte die Welt schon vor der Einführung des Begriffs der Globalisierung erreicht. Die Öffnung der Welt und der Freihandel sind eine Folge technologischer und wirtschaftlicher Entwicklungen. Sie haben im ersten Schritt mit der Globalisierung überhaupt nichts zu tun. Erst als die technologischen Voraussetzungen geschaffen waren, konnte die Idee der Globalisierung ins Leben gerufen werden. Sie gipfelt nun in der Forderung der Globalplayer und der damit verbundenen staatlichen Administrationen, aus den vielen nationalen Märkten einen einzigen globalen Markt zu schaffen. Letztere Forderung ist der Kern der Globalisierung. Es ist der Freihandel, der nur eine Voraussetzung darstellt, die Forderung nach Globalisierung zu formulieren.

Die schiere Größe der wenigen Globalplayer erfordert große und weitgehend einheitlich strukturierte Märkte, um die Macht der Größe monopolitisch erfolgreich ausspielen zu können. Die Strategen haben erkannt, dass die vielseitigen Besonderheiten der kleineren nationalen Märkte der Entfaltung der Marktmacht der Globalplayers entgegenstehen. Damit wurde die Globalisierungs-Strategie geboren. Es wurden alle Hebel in Bewegung gesetzt, diesen globalen Markt zu schaffen. Diese Entwicklung hat die US-Administration erkannt und hat (möglicherweise durch geschickte Lobbyarbeit) die Zielsetzung für ihre Zwecke übernommen. Globalisierung, wie sie die US-Administration verstand, war ein Ansatz, der sicherstellen sollte, dass exklusiv die westliche und hier insbesondere die US-amerikanische Sichtweise Grundlage der Entwicklung wurden.

Wenn man genau hinschaut, haben die Vorgänger Trumps sehr wohl den Grundsatz „America first“ und „Make America great (again)„ ständig befolgt. TTIP und vergleichbare Ansätze waren keine Maßnahmen zur Herstellung von Freihandel (den gab es schon vorher), nein – es war der Versuch, der Welt Schritt für Schritt die Werte und systemischen Grundlagen in der Wirtschafts-, Sozial- und Gesellschaftspolitik der US-amerikanischen Sichtweise aufzudrücken. Kraft der ‚gemeinsamen‘ Vereinbarungen sollte der Einfluss der amerikanischen Politik auf die globalisierte Welt sichergestellt werden.

Die Strategie hatte – wie so oft – einen kleinen Haken. Die Akteure waren so verliebt in ihre Strategie, dass sie nicht bemerkten, dass ihr oft geheimes Handeln einen Verdacht aufkommen ließ. Im amerikanischen Mutterland als auch bei den betroffenen Europäern wurde der Verdacht genährt hat, dass diese Globalisierung zum Nachteil eines großen Teils der nationalen Gesellschaften stattfindet. Es gibt genügend Stimmen, die die Euphorie der Globalisierung nicht teilte. Sie brachten klar zum Ausdruck, dass diese Strategie im Wesentlichen den Globalplayern nutzen würde und den entstehenden Kollateralschaden die nationalen Gesellschaften zu tragen hätten. Das Volk verlor seine Zuversicht in die rosigen Vorteile der Globalisierung und ‚murrte‘. Aber nicht laut genug, dass es die Strategen auch gehört hätten. Und das war die Stunde der Populisten beiderseits des Atlantiks.

Donald Trump als Vertreter der USA und bisher erfolgreichster Populist hat seinen Erfolg der Tatsache zu verdanken, dass er das Unbehagen in der US-amerikanischen Gesellschaft populistisch zielsicher und ohne jeden intellektuellen Skrupel aufgriff und den Strategen die Deutungshoheit in wirtschaftspolitischen Fragen entzog. Alles was er bisher zu erkennen gibt, bricht mit der wirtschaftspolitischen ‚Tradition‘ der letzten dreißig Jahre. Er wischt die Globalisierung einfach vom Tisch. Ob das alles umsetzbar ist, ob es für Amerika gut ist, muss sich herausstellen. Alle, die der alten Agenda folgen, sehen ein Desaster auf sich zukommen. Dafür spricht einiges. Aber andererseits wurden durch diesen Handstreich die wirtschaftsideologischen Uhren wieder auf Anfang gestellt. Die alten Ideologien haben ihre Verbindlichkeit weltweit verloren. Diese Lücke bietet eine große Chance auf Veränderung. Die Politik sollte sie nutzen.

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