Schnell reich werden? – ein schwachsinniger Traum

Kennen Sie das auch? – es werden unter Bezug auf Personen des öffentlichen Interesses überproportionale Gewinne versprochen. Diese „Tour“ kann man in regelmäßigen Abständen finden. Sie sind journalistisch aufbereitet und zeigen Prominente, denen die Sache in den Mund gelegt wird, oder zeigen einen ‚armen Teufel‘, der dann durch den Einsatz einer kleinen Menge Geldes tolle Gewinne erzielen konnte. Sie müssen sich nur ganz schnell registrieren lassen, dann kommt auch das Glück zu Ihnen! Bei einer solchen oder ähnlichen Aussage sollten sich ihre Nackenhaare sträuben, es sollte sich ihr Magen verkrampfen, aber tun Sie nicht, was vorgeschlagen wird. Alles Mumpitz. Es ist ein direkter Angriff auf Ihr Bestes, auf Ihr Geld!

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Wenn es stimmen würde, was hier versprochen wird, müsste die Welt voller finanzieller Glückspilze sein –und so wie diese Klientel gewöhnlich gestrickt ist, würden die sozialen Medien von den Meldungen einfach überlaufen. Aber nichts dergleichen ist festzustellen. Also ist das ganze Getue Unfug oder – mit einem Ausdruck auf der Höhe der Zeit: „Bullshit!!!!“

Ich habe mich von dritter Seite bitten lassen, auf so ein „tolles Angebot“ einzugehen und habe mich registrieren lassen. Nach allem, was ich verstanden habe, erfolgt die Registrierung auf einer Plattform, die den interessierten Brokern zur Verfügung gestellt wird oder sogar von ihnen installiert wurde. Mit der Registrierung geben Sie Ihren Willen kund, dass Sie an dem Produkt grundsätzlich interessiert sind. Es erspart den Brokern die ‚Kaltaquise‘ und entlastet sie von dem Vorwurf, ggfs. Telefonterror zu betreiben.

Kurz darauf meldet sich ein Anrufer, stellt sich vor als Vertreter eines Brokerhauses. Er spricht als offensichtlicher Ausländer ein relativ verständliches Deutsch und versucht durch allgemeines Gerede, Sie dazu zu bringen, dass Sie ein Konto mit einer Mindesteinlage von 250 – 500 Euro eröffnen. Zu diesem Zeitpunkt wissen Sie mit keinem Wort, was das Ziel oder das Geschäftsmodell ist. Es werden Ihnen aber große Flausen versprochen: jederzeitige Rückgewähr der Mindesteinlage, auf dem Konto erfolgt die Gewinnakkumulation (Verluste scheint es nicht zu geben), die Gewinne sind jederzeit abrufbar und konkret auszahlbar. Er nimmt nebenbei ihre postalischen Personalien auf.

Wenn Sie sich von dem Gerede haben breitschlagen lassen, schickt die Kontaktperson ein Email, indem dann die Brokerfirma aufscheint. Im meinem Fall sitzt sie in der Schweiz. Der Kontaktmann hat einen ‚treudeutschen‘ Namen, der in keiner Weise zu seiner Ausdrucksweise passt. Die Telefonnummer, die ich im Display erkannt habe, war eine Nummer aus der Schweiz (0041). Die persönliche Mobilnummer meines Anrufers verweist mich in das United Kingdom (England) (0044).

Wie bei einer Bank zur Kontoeröffnung üblich, werden die restlichen persönlichen Daten erhoben (durch Kopien des Personalausweises). Wenn es dann zu dem Punkt der Mindesteinlage kommt, wurde nach meiner Kreditkarte gefragt: Nummer der Karte, die drei Zahlen auf der Rückseite und dann kommt der Hammer – er frug unverblümt nach der Pin-Nummer, die jetzt auch für Kreditkarten herausgegeben werden. Hätte ich sie ihm übergeben, wäre nicht nur die Mindesteinlage bei dem Broker gelandet, sondern solange die Kreditkarte nicht sofort gesperrt würde, könnte er gemütlich im Internet auf eine Einkaufstour zu meinen Lasten gehen. Ich habe sie nicht verweigern müssen, ich nutze dieses Medium nicht und hatte auch nie einen PIN bei der Bank beantragt.

Da Sie jetzt über den Namen des Brokers verfügen (in meinem Fall: ProCapitalMarkets Ltd.), sollten Sie sofort in die Internetrecherche gehen, um sich ein erstes Bild von dem Unternehmen machen. In meinem Fall von ProCapitalMarkets wurde auf den internationalen Seiten schnell klar: Warnung! Das Unternehmen hat seinen Sitz irgendwo auf den Bahamas. Das Unternehmen hat als Brokerfirma weder für die USA, weder für Australien und auch nicht für die EU eine Zulasssung. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass dieser „Broker“ ein Ponzi-System aufgezogen hat.

Was ist ein Ponzi-System? Wir nennen das in Deutschland auch ein Schneeballsystem. Es ist in Deutschland verboten, weil diese Systeme die vorgeblichen Gewinne der alten Kunden mit den Mindesteinlagen-Einzahlungen der neuen Kunden bezahlen. Es wird also nichts getan, um reale Gewinne zu erwirtschaften. Es werden, solange die Zahl der Kunden zunimmt, die Neuzugänge dazu benutzt, die Altkunden durch Auszahlungen bei der Stange zu halten. Dabei werden natürlich hohe Provisionen fällig. Jedermann, der das System erkennt, ist klar, das Ding platzt früher oder später und ist dann ein Fall für den Staatanwalt.

Nun arbeiten diese sogenannten ‚Broker‘ (es gibt auch seriöse) mit einer Bank zusammen. Die Mindest-Einlage sollte in meinem Fall an eine Bank in Vilnius in Litauen überwiesen werden. Eine europäische Bank muss sich versichern, dass die Einlage nicht aus Geldwäschegeschäften stammt. Vermutlich aus diesem Grund sollte ich eine Kontokarte mit meinem Namen unterzeichnen. Das war EDV-technisch nicht machbar, ich bin darauf nicht eingerichtet. Also wurde ich in eine besondere Schleife geschickt, in der mich eine weibliche Stimme mit osteuropäischem Akzent bat, doch auf die Unterschriftszeile zu klicken und dann meinen Namen über die Tastatur einzugeben. Mein Einwand, dass das wohl keine Unterschrift sein könne, wurde bei Seite geschoben: „Das hätte seine Richtigkeit“. Wenn die das immer so machen, ist das nun wirklich kein vertrauensbildendes Verfahren. Die lettische Bank „MisterTango“ wird im Internet als eine sehr einfache Bank beschrieben, ohne Einlagensicherung, ohne Verzinsung, ohne Überziehungsmöglichkeiten bei kostenloser Kontoführung. Man könnte auf die Idee kommen, sich zu fragen, ob sich hier nicht auch Gelder tummeln, mit denen man nicht in Berührung kommen möchte (Drogengelder, Mafia-Gelder, Schwarze Kassen u.ä.).

Dann habe ich trotz meiner inzwischen aufkeimenden großen Bedenken die Mindesteinlage „geopfert“ (und gleich in Gedanken abgeschrieben) und habe sie klassisch überwiesen. Ich erhielt danach eine Flut von Emails, die ich nicht zuordnen konnte und auf die ich auch nicht reagiert habe. Viele dieser Emails forderten mich auf, den Link auf dem Email anzuklicken. Nun ich bin kein EDV-Freak, aber für so doof sollte man nicht angesehen werden. Ich habe die Emails im direkten Weg dem Papierkorb zugeführt. Auffällig war bei meinem ersten Kontakt, dass ich eine lange Kundennummer erhalten habe und den dringenden Hinweis erhielt, bei jedem Kontakt die Kundennummer zu verlangen. Die Emails, die mir zugingen, führten an keiner Stelle diese Kundennummer – also war auch eine Verifizierung und eine Unterscheidung in „right or wrong“ gar nicht möglich.

Tags darauf wurde ich von einem jungen Mann mit einem französischen Akzent angerufen, der mir mitteilte, dass er mich mit den Details vertraut machen wolle. Er begann mit so etwas wie einer Schulung. Ich habe ihn unterbrochen und ihn direkt gefragt, wie das Geschäftsmodell denn nun beschrieben werden könne. Kurze Sendepause, dann eine Entschuldigung, er sei noch zu frisch in dem Geschäft, er würde mich weitergeben an einen Kollegen, der mehr Erfahrung habe. Der nächste Kollege (seinen Akzent habe ich vergessen) begann mit der Aktie Uber und versuchte mir etwas über den Aktienmarkt zu erzählen. Dann rutsche ihm ein Hinweis herraus, dass die Geschäfte, die für mich vorgesehen waren, Hebelgeschäfte (Derivate) seien. Hier stoppte ich ihn, weil ich seit über 30 Jahren an der Börse aktiv bin, aber einen Grundsatz (von mehreren) habe: Keine Hebelgeschäfte!

Danach setzte ich mich hin und schrieb meine fristlose Kündigung der Geschäftsbeziehung. Natürlich in die Schweiz, das ist die einzige postalische Stelle, die mir bekannt geworden ist. Seit dem herrscht das große Schweigen im Walde. Und ich mache mir nichts vor, die Mindesteinlage werde ich nie mehr wiedersehen. Jetzt könnte man die Sache der Staatanwaltschaft übergeben. Aber es gibt nicht ein Stück Papier, keine Unterschrift, keinerlei Dokument, abgesehen von ein paar nichtssagenden Emails und natürlich meine Aussage, die aber nicht viel wert ist.

Soviel zum „Schnell Reich Werden“! Wer schnell und ohne eigene Leistung reich zu werden glaubt, der träumt. Wenn ich die Lösung dieses Problem gefunden hätte, so wie das in den Artikeln immer wieder beschworen wird, würde ich die Lösung still und leise für mich nutzen, aber keine Brokerfirma mit zweifelhafter Reputation aufbauen.

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