Götterdämmerung

Die SZ hat diesen Begriff im Zusammenhang mit der Deutschen Bank verwendet – aber ist dieses Phänomen nur auf die Deutsche Bank zu beschränken?

Die Götterdämmerung beschreibt den unausweichlichen Niedergang eines bestehenden Göttergeschlechtes. Diesem Geschlecht sind nach dem Mytos andere Geschlechter vorausgegangen und es werden neue Geschlechter folgen. So die Sichtweise der alten Germanen. Das einzige, was besteht, ist die Welt, die von den Göttergeschlechtern mehr schlecht als recht verwaltet wird. „Ihrem Ende eilen sie zu, die so stark im Bestehen sich wähnen.“

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Diese realistische Welterkenntnis unserer Altvorderen steht im krassen Gegensatz zu unserem gegenwärtigen Mythos, der die Ewigkeit herausfordert und durch einen unbegründbaren und sinnleeren Optimismus getragen wird.

Könnte es nicht sein, dass im übertragenen Sinne die „Götterdämmerung“ unseres gegenwärtigen Göttergeschlechtes, das sich zusammensetzt aus den Göttern Kapital, Zins, Wachstum, Wettbewerb und Globalisierung, mit der letzten Schlacht der ‚Diener des Geldes‘ spätestens im Jahre 2008 eingesetzt hat? Die Schlacht wurde nie entschieden, sie wurde schlicht durch das Brauen einer Unmenge von berauschendem Met (durch das Schuldenmachen) bis auf Sankt Nimmerlein vertagt. Man wollte die Entscheidung nicht; sie hätte sicherlich ein zumindest begrenztes Chaos ausgelöst, und sich für dieses Chaos zu entscheiden, hatten die kleingläubigen ‚Götter der Politik‘ nicht den Mut gehabt, wie Joschka Fischer in einem Beitrag der SZ zugegeben hat. Also hält die ‚Schlacht‘ unverändert an, in der Hoffnung, dass der ‚Gott der Zeit‘ irgendwie und irgendwann eine Lösung bereithalt.

Die erste Erwartung, die die kleinen Götter der Politik mit dem Metbrauen verbanden, war eine Stärkung des Wachstumsgottes. Letzterer aber verweigert den Met, er war ihm als Nahrung zu dünn. Zudem meldeten sich die ‚Götter des Zinseszins‘ und beschwerten sich, dass die Berauschung keine Wirkung mehr zeige. Der Alkoholgehalt des Mets war stark gesunken und bewegte sich auf dem Niveau des Wassers.

Das Zwergengeschlecht der reichen Alerichs, die das große Geld vertreten, trat vor die Götter und führte Beschwerde: Die Zinseszinsmaschine käme ins Stottern. Mangels anständiger Prozente aus der Zinseszinsmaschine drohe die Gefahr, dass den Alerichs ihr Vermögen verloren gehe und eine Verpflichtung zur Arbeit drohe und das wäre doch nicht zumutbar. Diesem Ansinnen halten die Götter entgegen, dass die Schlacht noch tobe und der Zeitgewinn laufend solche Mengen Met verschlinge, dass man froh sein müsse, dass der Met so niederprozentig ist. Sonst müsse die Quelle ganz schnell versiegen oder versiegelt werden – und die Schlacht wäre dann ja plötzlich zugunsten des begrenzten Chaos entschieden – und das wolle doch keiner, oder? Deshalb müssen wir uns weiter mit  schlechtem, niedrigprozentigem Met begnügen! Ob diese Haltung das Geschlecht der Alerichs zufriedenstellen wird? Jeden Tag verlieren sie sicheres Geld und müssen dafür volatile, unsichere Märkte aufsuchen, um durch waghalsige Transaktionen Zusatzgewinne zu suchen, um die sicheren Zinsverluste auszugleichen.

Die Götter müssen weiter feststellen, dass ihnen durch die Entscheidung, Met bis zum Umfallen zu brauen, die Qualität des Handwerkszeugs verdorben wurde. Die Rückkehr zu etwas hochprozentigerem Met haben sie sich verbaut, weil dann die Wertlosigkeit des schon gebrauten Gesöffs schlagartig offen zu Tage treten würde, bzw. die göttliche Metproduktion so viel Leerkapazität aufweisen würde, dass der politische Teil des Götterhimmels sofort sich selbst als illiquide aus dem Verkehr ziehen  müsste. Wenn jetzt noch die Metpreise absehbar inflationär durch die Decke gehen, haben die Götter keine Möglichkeit hochprozentig dagegen zu halten. Sie stecken in einer Zins-Falle und können nun ihre höchst persönliche Götterdämmerung einleiten.

Leider sagt der germanische Mythos nichts über jenes Geschlecht aus, das auf die Götterdämmerung folgen wird. Das wäre doch wirklich interessant, wenn man eine solche nicht alltägliche Götterdämmerung zu beobachten sich in der Lage wähnt.

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