Vernetztes Denken

Hin und wieder gelingen Gespräche, die G. E. Lessings Ideal des „laut denken mit dem Freunde“ entsprechen. Es ging um vernetztes Denken und um die Frage, ob das heute nicht mehr denn je von Nöten sei. Mein „Freund“ wandte ein, die Kognitionswissenschaft hätte nachgewiesen, dass das menschliche Gehirn ein „vernetztes Denken“ nicht zulassen würde. Da ich auf seine Meinung gerne zurückgreife und er hinsichtlich Kognition als Psychologe wohl die größere Kenntnis besitzt als ich, habe ich mich zurückgehalten und wir haben unserem Gespräch eine andere Richtung gegeben. Aber das Argument saß und ich muss einen Weg suchen, der mich „aus der Ecke“ entlässt.

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Das Argument meines „Freundes“ bestätigt unsere allgemeine Haltung eines linearen Denkens, die wir schon seit einigen Jahrhunderten pflegen und die sich darin erschöpft, kleinteilig und präzise eine Ursache mit einer Wirkung zu verknüpfen. Wir kennen zwar Nebenwirkungen, meinen aber, sie seien bis zu einem gewissen Punkt irrelevant oder zumindest zu vernachlässigen. Dabei hat die Menschheit mit dieser Strategie eine erstaunliche Entwicklung genommen und hat sich dabei eine lange Reihe von schwer lösbaren Problemen geschaffen.

Die Frage ist nun, ist das lineare Denken Gewohnheit oder ist es die Folge einer (im Wesentlichen unveränderlichen) kognitiven Struktur. Dabei muss ich aufpassen: meine Kenntnisse über kognitive Fähigkeiten sind recht begrenzt und wo ich über Restkenntnisse verfüge, sind auch sie wieder knapp 50 Jahre alt.

Also zuerst zu Fredric Vester[1], der kluger Weise sein Buch unter das Thema: „Leitmotiv vernetztes Denken“ gestellt hat. Also behauptet Vester in keiner Weise, dass vernetztes Denken uns ‚angeboren‘ sei. Sein Argument ist die Erkenntnis, dass das lineare Denken (hier als Gegensatz des vernetzten Denkens) uns in Probleme führt oder geführt hat und dass diese Erkenntnis uns auffordern sollte, vernetzt zu denken. Und dann kommt das Merkwürdige: Er berichtet über zahllose Fälle, in denen vernetztes Denken zu neuen Einsichten oder zumindest anderen Problemperspektiven geführt haben. Da gibt es doch einen eklatanten Widerspruch. Überspitzt ausgedrückt: laut Theorie können und dürfen wir es nicht können, aber in der Praxis kümmert uns diese Aussage dann wenig. Das ist wie mit der Hummel: nach den Regeln der Physik kann sie gar nicht fliegen, da sie das nicht weiß, fliegt sie unbehelligt von Blume zu Blume.

Vielleicht handelt es sich auch um ein Missverständnis insoweit als unsere kognitiven Strukturen es uns nicht leicht machen, vernetzt zu denken, mit anderen Worten – wir können es grundsätzlich, aber es fällt uns schwer und wir sind die letzten Jahrhunderte den Weg des geringsten Widerstandes gegangen und haben uns bequem auf das lineare Denken begrenzt. Die Methode war in vielen Fällen und zu Beginn auch recht erfolgreich. Doch die Auswirkungen der vernachlässigten „Nebenwirkungen“ (Kollateralschäden) treffen uns jetzt mit voller Wucht.

In den 70iger Jahren gab es in der verhaltenswissenschaftlichen Wirtschaftslehre die Erkenntnis, dass der Mensch nur eine sehr beschränkte Informationsverarbeitungskapazität besitze. Wenn ich mich richtig erinnere, war das die Position von Herbert A. Simon[2] (und seinen Mitstreitern) aus den 1950iger Jahren. Diese Feststellung hatte eingeschlagen wie eine Bombe, weil damit die meisten schönen Modelle der Wirtschaftswissenschaften auf einen Schlag in Frage standen. Ich kann nicht ausschließen, dass hier Erkenntnisse der Kognitionswissenschaften eingeflossen sind. Als Konsequenz ergäbe sich die Erkenntnis, dass wir aufgrund der Beschränkungen der Verarbeitungskapazität unsere täglichen Probleme bevorzugt linear zu lösen versuchen statt es in Form einer Vernetzung zu versuchen. Letztere führt uns dabei sehr schnell an unsere kognitiven Grenzen.

Meine Erinnerungen an diese Zusammenhänge sind bruchstückhaft. Die Beschränkung der Verarbeitungskapazität drückte sich dadurch aus, dass unsere kognitive Verarbeitungskapazität auf sieben(?) parallel auftretende „Chunks“ (vereinfacht: Sachverhalte) begrenzt schien. Treten mehr Sachverhalte auf, so war eine parallele individuelle Verarbeitung nahezu ausgeschlossen. Wem das zu abstrakt ist, den darf ich an die Diskussion über das ‚Multitasking‘ erinnern. Es gibt Menschen, die glauben besondere Fähigkeiten auf diesem Gebiet zu besitzen. Hinsichtlich der Zahl der Aufgaben ist dem Multitasking aufgrund der (max. sieben) „Chunks“ zumindest eine Obergrenze gesetzt.

Aber das Problem liegt häufig ganz anderswo: Mit jeder zusätzlichen Aufgabe (jedem zusätzlichen Chunk) sinkt die Effizienz und die Effektivität des Handelns pro Aufgabe, es sei denn, der Handelnde erhöht seine Schlagzahl beträchtlich über jene Schlagzahl, die noch eine Balance zwischen Stressdauer, Gesundheit und Wohlbefinden zulässt. Jede zusätzliche ‚Aufgabe‘ bindet überproportional viel Energie ohne letztlich die Produktivität und den Output zu erhöhen. Also insoweit erscheint die Aussage bedingt richtig, dass unser Gehirn nicht unbegrenzt parallel auftretende Informationen verarbeiten kann.

Ist das nun das Ende des vernetzten Denkens? Das würde ich klar verneinen. Vernetztes Denken ist keine Abart des Multitasking, das suggerieren würde, dass bei diesem Denken alle Aspekte parallel (zeitgleich) bedacht werden müssen. Das stimmt aber nicht. Vernetztes Denken ist durchaus auch sequenziell möglich, indem wir das Netz (der Problemzusammenhänge) oder das „System“ zu Beginn der Untersuchungen grob stricken und es dann entlang der bestehenden Verknüpfungen zu „dekomponieren“(zerlegen), um uns der Untersuchung der jeweiligen Teilnetze (Subsysteme) nacheinander zu widmen.

Aus den Detailuntersuchungen der fokalen Systeme sind Rückkopplungen auf das gesamte Netz als auch auf die anderen Teilnetze (Subsysteme) zu erwarten. Sie können jederzeit in die Grobstruktur verändernd aufgenommen werden und lösen entlang der Dekompositionslinien innerhalb der benachbarten Subsysteme ihrerseits Änderungsprozesse aus. Das Nacheinander löst einen Iterationsprozess aus, der mit jeder Iteration die Chance hat, besser zu werden.

Zweifelsohne haben wir einen kognitiven Engpassfaktor. Aber wir sind in der Lage, ihn intelligent zu nutzen, um aus der Beschränkung der parallelen Verarbeitung eine erfolgreiche sequentielle Verarbeitung zu entwickeln. Und das wäre wohl auch das Ziel von Vesters Leitmotiv gewesen.

Das menschliche Gehirn ist also strukturell grundsätzlich in der Lage (ggfs. mit kleinen Einschränkungen) vernetzt zu denken. Trotzdem fällt es uns offensichtbar schwer, die Idee von einem vernetzten Denken (im Alltag) umzusetzen.

Ursache und Wirkung

Auf der Suche nach Gründen führt Vester u.a. an, dass das lineare Denken (als Gegenteil eines vernetzten Denkens) durch unsere Jahrhunderte alte Denktradition mit der Konzentration auf Ursache und Wirkung zurückzuführen sei. Man hat dabei versucht, eine Wirkung als Folge einer Ursache darzustellen. Um diesem Ideal Folge leisten zu können, muss man der beobachteten Realität Zwang antun. Es gibt in der Realität nur wenige Dinge, die so trivial gebaut sind, dass die mit einem einfachen Ursache-Wirkung-Zusammenhang beschreibbar wären. Also muss man vieles weglassen. Aber man lässt nichts weg (das wäre ja das Eingeständnis der Vereinfachung des Problems), sondern man ‚abstrahiert‘ – hebt die Diskussion auf eine neue Ebene und kann dann (scheinbar) ganz gut damit leben. Mit der Abstraktion wird nicht nur der Zusammenhang von Ursache und Wirkung i.d.R. einfacher gestaltet, die Problemstellung verliert dabei i.a.R. erheblich an Komplexität und damit auch an Konfliktpotenzial.

Wenn dann das lineare Denken in der Abstraktion auch noch als praktisch umsetzbar eingeschätzt wird, hat der lineare Denkansatz das Ringen um eine Lösung gewonnen.

In meinen letzten Beiträgen habe ich diesem linearen Denken erhebliche ‚Nebenwirkungen‘ (wir kennen diesen Begriff aus der Medizin) zugerechnet, die dann je nach Bedeutung der Nebenwirkungen in den Prozessen im Zeitverlauf zu Bergen von Kollateralschäden auflaufen. Diese virulenten Schäden sind jetzt nicht mehr nur ‚Nebenwirkungen‘. Sie fordern uns heraus, sie als eigenständige Problemstellungen anzuerkennen. Mit anderen Worten: Die Abstraktion von der Realität frisst ihre Kinder. Was wir vorher wegdefinieren konnten, um die Sache (und die Ursache-Wirkung) einfacher, weniger komplex und weniger konfliktträchtig zu arrangieren, holt uns jetzt ein. Diese Erkenntnis tut natürlich weh, weil das ‚einfache Weiterso‘ in simpler Linearität konsequenter Weise sein Ende finden muss.

Funktion vs. Ursache u. Wirkung

Der analytische Ansatz, der sich über Ursache – Wirkung – Zusammenhänge bestimmt, arbeitet sich vom Detail in kleinen Schritten zu größeren Zusammenhängen. Die Gefahr, dass der größere Zusammenhang vor lauter Details verloren geht, darf nicht unterschätzt werden. Der Systemansatz geht von einer zu definierenden funktionalen Ganzheit aus und identifiziert seine Teile über die Verknüpfungen zum Ganzen. Es gibt nach dieser Vorgehensweise kein System ohne Funktion. Ein System ohne Funktion wäre gewissermaßen ein leeres System und in diesem Sinne überflüssig.

Nehmen wir unsere Wirtschaft und unterstellen, dass wir es dabei mit einem System zu tun haben. Nach den oben angeführten Gedanken stellt sich als erstes die Frage, welche Funktion hat dieses System? Durch die Brille der Gesellschaftswissenschaften gesehen, würde man diese Frage am ehesten mit dem relativ weiten Begriff einer ‚Versorgung‘ beantworten. Wenn man mit dieser vorläufigen Feststellung auf die Wirtschaft und ihre realen Zusammenhänge schaut, wird man feststellen, dass die Aussage nur sehr eingeschränkt stimmt.

Wechseln wir unsere Brille zu der eines Ökonomen, und fragen nach der Funktion des ökonomischen Systems, so wird man feststellen, dass man diese Frage dort besser nicht stellt. Sie wird auch nicht gerne ehrlich beantwortet. Die Ökonomie lebt diesbezüglich in einen Zwiespalt: Angesprochen auf ihre Funktion wird sie sich auf die Seite der „Versorgung“ schlagen, aber die Funktion des kapitalistischen Wirtschaftssystems besteht nachweislich nicht in der „Versorgung“, sondern in der Mehrung des eingesetzten Kapitals, was einen wesentlichen Unterschied ausmacht. Wenn trotzdem so etwas wie Versorgung stattfindet, dann ist das im Prinzip eine der vieldiskutierten systemischen ‚Nebenwirkungen‘, die es braucht, damit das Kapital überhaupt vermehrt werden kann.

Die Frage nach der Funktion eines Systems ist der gegenwärtigen Ökonomie eher lästig. Mit dieser Frage wird indirekt die Frage nach dem Sinn oder Zweck gestellt. Bei der Frage nach einer Zielvorstellung kann man sich leicht selbst betrügen. Wenn aber eine Funktion als für das System konstituierend betrachtet werden muss, sollte man nicht phantasieren, sondern muss hinreichend konkret werden, um die systemtheoretische Methode mit Aussicht auf Erfolg anwenden zu können. Wenn man sich schon bei der Bestimmung der Funktion in die Tasche lügt, drohen die weiteren Schlussfolgerungen irreal zu werden.

Wenn wir also konsequent unsere Strukturen und Aktivitäten als eine Folge von Systemhierarchien (System – Subsystem) betrachten würden, müssten wir uns jeweils darüber klar werden, welche Funktion das jeweilige in Betracht gezogene (das fokale) System innehat. Mogeln (A sagen, aber B meinen) geht nicht, weil die Funktionen ja ineinandergreifen. Nach wenigen weiteren Funktionszusammenhängen würde klar werden, dass sich ein ‚Fake‘ eingeschlichen hat. Diese funktionsbezogene Vorgehensweise würde große Teile unserer herrschenden linearen Perspektive sprengen, aufweichen oder lösen und könnte damit Platz für die notwendigen neuen Perspektiven schaffen.

Vernetztes Denken

Bis hierher wurde zwar von vernetztem Denken gesprochen, es gibt auch zahllose Beispiele für ein hinreichend vernetztes Denken. Aber es gibt keine so rechte Anleitung, wie diese Idee umgesetzt werden könnte. Wir wissen offensichtlich genauer, was vernetztes Denken nicht ist als dass wir vernetztes Denken erfolgreich beschreiben können. Also versuchen wir es!

Vester versucht Prinzipien herauszuschälen, wie unsere Umwelt (hier die Natur i.w.S.) mit den materiellen Dingen umgeht, die sie hervorbringt, entfaltet und auch wieder resorbiert. Diese Strategien sind sehr alt, bewährt und nachweislich erfolgreich. Ohne das Vester dies ausspricht, könnte man davon ausgehen, dass diese acht Strategien seinen Begriff von „vernetzt“ umschreiben.

In einer Welt, die ihr Selbstverständnis aus dem Gedanken des „immer höher, immer weiter, immer schneller“ bezieht, ist schon die erste Aussage schwierig umzusetzen: „… ein permanentes Wachstum ist für alle Systeme eine Illusion[3].“ Heute wird die Aussage nicht mehr in Frage gestellt, aber 1988 war das eine ketzerische Aussage. Trotz besseren Wissens verstoßen wir aber auch heute im täglichen Handeln unablässig dagegen. Das ‚richtige‘ Denken auf Basis von Erkenntnis wäre wichtig – das Denken, so hoffen wir, geht dem Handeln voraus. Wachstum ist bestenfalls als eine temporäre Nebenbedingung zu akzeptieren (1).

Das Ursache-Wirkung-Denken führt zu einem produktbezogenem Handeln. Dieser Ansatz lenkt davon ab, ob ein Produkt in einem größeren Rahmen auch einer systemischen Funktion gerecht werden sollte. Wir reden zwar viel vom Nutzen, aber wir geben dem Nutzen nur eine einseitig individuelle Richtung. Erst die systemische Funktionserfüllung würde dem Produkt einem übergeordneten Ziel zuordnen. Das Funktionsdenken ist gegenüber dem Produktdenken zu stärken (2). Im herkömmlichen Verständnis ist ein Produkt nur ein Mittel, um individuell Umsatz zu generieren. Und das ist viel zu einseitig.

Die von uns erstellten Güter stehen i.d.R. im individuellen Eigentum. Bohrmaschine, Werkbank, Pkw und zahllose andere Güter des täglichen Lebens erfüllen im nichtgewerblichen Bereich nur eine Vorratsfunktion. Ihre Nutzungscharakteristik ist bestenfalls durch 95%ige Nutzlosigkeit geprägt, weil zwischen den Zeiten der Nutzung gewaltige Ruhezeiten liegen, die die Effektivität und Nutzungseffizienz dieser Güter gegen Null laufen lassen. Einer Mehrfachnutzung durch Leihe oder Miete steht unsere überzogene Eigentumsideologie im Wege (3).

Das Recht einer positiven Rückkopplung (als das Recht zur Akzeleration u. Wachstum) nehmen wir als Ausdruck unseres Freiheitsrechts unbedenklich in Anspruch und vergessen, dass in einem nahezu geschlossenen System dieser egoistische Freiheitsanspruch nur auf dem Rücken unserer aller Lebensgrundlagen wahrgenommen werden kann. Das ‚Maß und Mitte‘ der alten Griechen oder der ‚Mittlere Weg‘ der buddhistischen und taoistischen Philosophen vor 2500 Jahren, drückt sich in der negativen Rückkopplung aus. Die überwiegend negative Rückkopplung ist erst der systemische Garant einer lebenswerten Zukunft (4).

„Hier geht es um die (bewusste) Nutzung vorhandener, auch störender Kräfte…(5)“[4] Widerstände meinen wir oft nur durch brachiale Gewalt mit Hilfe von Technologie überwinden zu können ohne sich die Mühe zu machen, nach einer intelligenteren systemischen (d.h. funktionalen) Lösung Ausschau zu halten. Statt zu einem zweifelhaften (am Ende meist tödlichen) Chemieeinsatz zu greifen,  könnte man sich fragen, ob es nicht natürlichere Regulationsmechanismen gibt, die Erfolg versprechen. Durch die Einflussnahme auf die Regelung des Zusammenspiels der vorhandenen Kräfte kann oftmals ein hinreichend guter Erfolg erzielt werden. Diese Form des Eingriffs ist weder tödlich, noch bringt er mit Gewalt Ingredienzien in Umlauf, deren Verträglichkeit keinen systemisch-biologischen Ansprüchen genügt.

Wir müssen lernen, symbiotisch zu handeln. Niemand lebt für sich allein, wir brauchen unsere Nachbarn und wir brauchen auch die Teile der biologischen Sphäre, die wir nicht jeden Tag sehen. Symbiose (6) heißt „die gegenseitige Nutzung von Verschiedenartigkeit durch Kopplung und Austausch.[5]“ Dieses Prinzip ist eine Absage an die Globalisierung, weil Symbiose nur kleinräumig funktioniert. „Monostrukturen können ebenfalls von den Vorteilen der Symbiose nicht profitieren“, weil der (systemische) Vorteil der (komplexen) Verschiedenartigkeit fehlt.

Wir verstehen uns vielfach als die Krone der Schöpfung und glauben deshalb, wir könnten über die natürliche Umwelt so herrschen, wie wir es mit der von uns entwickelten Technologie halten. Wir dürfen nur nicht vergessen, dass wir Teil der planetarischen Biologie sind und hier nicht die Voraussetzungen mitbringen, um herrschen zu können. Unser Handeln muss in eine Feedbackplanung mit der Umwelt durch ein biologisches Design (7) eingebunden sein, „um Vereinbarkeit und Resonanz mit biologischen Strukturen, insbesondere mit derjenigen des Menschen“[6] sicherzustellen.  

Das Prinzip des Recyclings (8) verstehen wir oft als den letzten Schritt in dem Lebenslauf eines Produktes. Das Denken der meisten Produzenten endet beim Verkauf des Produkts. Was dann damit passiert, liegt regelmäßig nicht mehr in der Verantwortlichkeit des Produzenten. Es muss umgekehrt sein: Mit Schaffung eines Produktes muss das Ende mitgedacht werden, um eine aussichtsreiche Resorption (Stichwort: Kreislaufwirtschaft) umsetzen zu können. Diese Verantwortlichkeit muss die Gesellschaft aber sicherstellen.  

Damit wird hoffentlich klar, was Vester unter vernetztem Denken versteht. Es sind „nur“ acht Prinzipien. Deren Durchsetzung wird unseren Generationen aber noch viel Schweiß bei der Umsetzung und Konkretisierung kosten.


[1] Vester, Frederic, Leitmotiv vernetztes Denken, 1988.

[2] March, James G., Simon, Herbert A., Organizations, 1958, pp. 136

[3] Vester, Frederic, Leitmotiv vernetztes Denken, 1988, S. 20

[4]  Vester, Frederic, Leitmotiv vernetztes Denken, 1988, S. 20

[5] Ebda., S. 21

[6]  ebda. , S. 21

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