Wir haben gelernt, dass uns Abstand, Mund u. Nasenschutz und frische Luft vor einer Ansteckung mit Covid-19 (Corona) schützen soll. Wir haben es auch weitgehend akzeptiert, dass dieses Dreigespann eine gewisse Sicherheit bietet. Im Sommer hatten wir niedrige Infektionszahlen. Das ändert sich gegenwärtig, weil die Witterung und die frische Luft etwas im Widerspruch stehen. Jetzt heißt die Parole: Abstand, Mund u. Nasenschutz und Lüften, weil der Aufenthalt im Freien nicht mehr so angenehm ist. Ist das wirklich der Weisheit letzter Schluss?
» weiterlesen
Wir wollen uns vor Corona schützen, indem wir bei der absehbar kommenden großen Kälte die Fenster aufreißen? Haben wir dann nur die Wahl zwischen Corona und einer satten Erkältung? Das muss doch auch anders gehen: in unserem Verein haben wir wöchentliche Treffen und wir haben gelüftet und gefroren. Seit Mitte Juli versuchen wir eine technologische Lösung zu finden: Es gibt mobile Umluftreinigungsgeräte, die in der Lage sind, verschieden große Partikel aus der Umluft unschädlich zu machen. Es gibt unterschiedliche Technologien wie Filtern (H14), UV-Licht, Hitzeanwendung und weitere mir im Einzelnen nicht geläufige Verfahren. Was muss so ein System können?
- Zu allererst muss die angewandte Technologie hinsichtlich der Viren als solche einen sehr hohen Wirkungsgrad entwickeln. Viele Hersteller behaupten, sie könnten einen Wirkungsgrad von nahezu 100% darstellen. Wie lässt sich das nachweisen? Dazu gibt es verschiedentlich seriösen Gutachten und Aussagen von Virologen. Das Fazit daraus ist: Es gibt Technologien, die diesem Anspruch grundsätzlich gerecht werden.
- Wenn wir Umluft reinigen, bleibt die Frage, ob die Geräte auch dann den Wirkungsgrad halten können, wenn der Virus nicht nur als Einzelkämpfer auftritt, sondern in Massen auf das System einströmt. Hier wird die Nachweislage schon dünner und es ist damit zu rechnen, dass der Wirkungsgrad sinkt. Es lässt sich aber keine allgemeine Aussage treffen. Sie muss von Gerät zu Gerät untersucht werden. Unabhängige Gutachten sind hier nicht mehr häufig anzutreffen.
- Gehen wir von einem positiven Ergebnis aus (d.h. die Reinigung ist möglich, aber der Wirkungsgrad kann von Technologie zu Technologie variieren), so bleibt die Frage, kann das Gerät auch größere Räume reinigen (z.B. 120 qm Fläche oder mehr). Lt. dem Ergebnis der Studie von Prof. Kähler von der BW-Universität, Neubiberg, sollte das Gerät die vorhandene Luft eines Raumes vier bis sechs Mal pro Stunde umwälzen können, um die immer vorhandene Aerosoldichte gering zu halten. Das sind bei einer Fläche von 120 qm (und einer Raumhöhe von 2,80 m) rd. 340 m3 Raumluft, die regelmäßig und komplett umgewälzt werden müssten.
- Es gibt Geräte, die diesen Durchsatz jederzeit darstellen können. Aber über die Lautstärke der Geräte gibt es nur db-Angaben, was für einen Laien nur schwer zu beurteilen ist. Eine Lautstärke von 35 db gilt als schlafzimmertauglich. Manche Geräte kommen auf über 45 db. Da hilft nur ausprobieren!
- Wenn diese vier Punkte erfüllt werden, könnte man davon ausgehen, dass das Umlaufreinigungsgerät in etwa das “simulieren“ kann, was wir als „virenreduzierte Luft“ bezeichnen können. Das ist keine Garantie, dass keine Ansteckung erfolgt, aber es schafft eine Atmosphäre, die virentechnisch der Atmosphäre vergleichbar wäre, die im Sommer im Freien geherrscht hat. Das übermäßige Lüften könnte unterbleiben und die Energieverschwendung durch eine übertriebene Wärmeproduktion bei geöffneten Fenstern würde vermieden. Die Reinigungsgeräte laufen nicht ohne Energieverbrauch. Die Einsparung lässt sich nur im Einzelfall bemessen. Das Risiko einer Erkrankung durch das Wechselbad eines übertriebenen Lüftens entfällt aber komplett.
Es gibt nun Räumlichkeiten, deren Belüftung und Beheizung durch eine Klimaanlage erfolgt. Unter dieser Voraussetzung ist die Umluftreinigung in erster Linie eine Frage an die Technik der Klimaanlage, ob sie grundsätzlich in der Lage ist, einerseits ggfs. Frischluft und andererseits Luftreinigung bereitzustellen. Manche (meist ältere) Anlagen sind aber nur „Miefquirle“ (Umluftgeräte). Für diese Kategorie könnte ein zusätzliches mobiles Umluftreinigungsgerät eine Alternative sein.
Die technische Lösung kann m.E. eine valide Alternative zum Lüften in der kalten Jahreszeit sein. Aber die Vorstellung, dass damit eine Ansteckung ausgeschlossen sein könnte, ist zu weitgehend. Wir können nur versuchen, die Aerosoldichte in dem betreffenden Raum so niedrig zu halten wie wir es im Sommer im Freien vorfinden. Aber das wäre gegenüber dem Lüften in der kalten Jahreszeit schon eine eindeutige Verbesserung!
» weniger zeigen