Handele klug und bedenke das Ende

Als dieser (verkürzte) Satz in römischer Zeit formuliert wurde, gab es noch keine Klimakrise und auch keine Gedanken zum Umweltschutz. Alles, was wir heute produzieren, wird zu Müll. Mit der Folge, dass wir schrittweise diesen Planeten zumüllen, weil das Recycling, das uns die Natur zwar vorlebt, aber hinsichtlich der erforderlichen Recycling-Zeit unseren Ansprüchen von „schneller, weiter, höher“ nicht gerecht wird.

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Das Problem hat damit zwei Komponenten:

  • einmal ist die Müllmenge, die wir mit unserem Lebensstil täglich hervorbringen, viel zu groß und
  • zum anderen stammen die natürlichen Prozesse des Recyclings aus einer historischen Zeit, in der die Vorstellung von „schneller, weiter, höher“ für niemanden einen Sinn vermitteln konnte. Die Natur hat seit Generationen bewährte Verhaltensweisen entwickelt, die aber ihrer eigenen Zeitrechnung folgen und sich nicht umso banale Dinge wie Konsum, Geld und kurzfristigen Gewinn kümmern.

Unsere gegenwärtigen Versuche, die Müllmenge einzudämmen, schieben alle Verantwortung dem Verbraucher zu. Das ist in höchstem Maße unfair, denn es wurde gleich zu Beginn der Produktion „unklug“ gehandelt und die Bedenken über das „Ende“ werden einseitig dem Verbraucher aufs Auge gedrückt. Der Produzent ist fein raus, denn diese Sichtweise wird durch das Märchen (man nennt das auch Narrativ) unterstützt, dass ja nur die Produkte hergestellt werden, die der Kunde will.

Die ganze Argumentation ist darauf aufgebaut, das eine Reduzierung des Mülls allein die Aufgabe derer sei, die das Produkt kaufen und sie müssten sich einfach nur einschränken! Gleichzeitig tobt die manipulative Einflussnahme über die Medien, die sicherstellen soll, dass genau das nicht passiert. Da beißt sich die Katze doch in den Schwanz! Die Argumentation ist indiskutabel, menschenverachtend und einfach fies!

Im Folgenden setzen wir jetzt beim Produzenten an und fordern ihn auf: „Handle klug und bedenke das Ende!“. Die Produktion muss also vom Ende her gedacht werden. Und das Ende ist nicht der schöne Schein des Neuen, sondern der ganz profane Müll. Das Ende ist dann erreicht, wenn das Produkt den Weg alles Vergänglichen gegangen ist.

Und wir erwarten künftig von dem Produkt, dass es für sein erfolgreiches Recyclings alle notwendigen Voraussetzungen mitbringt. Wir können von einem Produkt erwarten, dass es so konstruiert ist, dass es in einem wirtschaftlichen Sinne reparaturfähig ist und wenn diese Option nicht mehr gegeben ist, dass das Produkt auch so konstruiert wurde, dass es sortenrein, leicht zerlegbar, mit möglichst wenigen unterschiedlichen Materialkomponenten ausgestattet ist. Ziel muss es sein, dass sich die gegenwärtig niedrige Recyclingrate von jämmerlichen 15% auf mindesten über 50% heben lässt. Dieses Ziel muss schon bei der Projektierung bzw. Konstruktion des Gerätes formuliert sein, sonst ist es für die gesamte Lebensdauer des Gerätes nicht mehr nachzuholen.

Wir alle wissen um den geplanten Verschleiß, den die Produzenten in aller Regel weit von sich weisen. Es ist auch denkbar, dass diese Form des Verschleißes sich auf bestimmte Branchen und Marktsituationen konzentrieren. So hat sich die Automobilbranche in ihrem Segment schon vor Jahren angesichts der damaligen „Rostlauben“ entschieden, dass technischer Verschließ kein Argument für ihre Branche sein darf. Dazu sind die Produkte zu teuer. Man hat deshalb den Weg des „Modellverschleißes“ eingeschlagen. Er lässt den Besitz eines gekauften Wagens durch ständige neue Modellvarianten schnell alt aussehen. Dass diese Strategie funktioniert, lässt sich daran erkennen, dass bei vielen Menschen alle drei Jahre ein neues Auto vor der Tür stehen muss. Die Ausrede, der Leasingvertrag laufe nun mal nur 36 Monate, nehmen wir schmunzelnd zur Kenntnis.

Für andere Branchen kann das anders aussehen. Wenn hoher Wettbewerb herrscht, und man über ein eingeführtes Produkt verfügt, kann es ökonomisch sinnvoll sein, die Lebensdauer, die ursprünglich bei 10 Jahren lag, durch den Austausch eines Teils (künftige Sollbruchstelle) auf – sagen wir – 9 Jahre zu verkürzen. Das merkt der Kunde nicht, der Umsatz merkt es sehr wohl.

Diese Vorgehensweise ist kaum zu unterbinden, aber wenn es einen heilsamen Zwang zur Reparaturfähigkeit der Produkte geben würde, wäre es deutlich schwieriger, diese Strategie durchzusetzen, denn es würde zuerst i.a.R. repariert werden, bevor man sich zum Kauf eines neues Gerätes entschlösse.

Die Tatsache, dass die Reparaturfähigkeit wieder an Bedeutung gewönne, hätte zur Folge, dass neben den reinen Verkaufsstellen mit Laufkundschaft sich wieder ein Netz von Reparaturwerkstätten etablieren würde. Dabei muss klar sein, wenn das Produkt nur 10 Euro kostet, wird es schwierig, Reparaturkosten sinnvoll unterzubringen, es sei denn, man greift zur Eigeninitiative (Subsistenz). Die Reparaturfähigkeit kann also nicht für alles und jedes und insbesondere nicht für Waren unter einem bestimmten Anschaffungsbetrag gelten. Damit würde dann aber auch der Preis ggfs. wieder ein Hinweis auf die Qualität des Produktes liefern, weil dann zumindest Reparaturfähigkeit zugesichert ist und Ersatzteile vorgehalten werden.

Das ganze Spiel funktioniert aber nicht von alleine. Es bedarf einer gesetzlichen Regelung, die einerseits die Reparaturfähigkeit für Waren ab einem bestimmten Preis fordern muss und andererseits sicherstellt, dass am Ende der Gebrauchsfähigkeit des Produktes ein Recycling möglich ist, das nicht durch „unkluge“ Produktionsweise am „Ende“ vereitelt wird.

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